Frontansicht der JVA Dieburg

Vorstellung der Justizvollzugsanstalt Dieburg

Zuständigkeit

In der Justizvollzugsanstalt Dieburg sind im geschlossenen Vollzug bis zu 270 Gefangene und in der Abteilung für den offenen Vollzug bis zu 18 Gefangene untergebracht.

Männliche erwachsene Verurteilte, aus allen Landgerichtsbezirken Hessens, die ausschließlich Ersatzfreiheitsstrafen zu verbüßen haben, werden in der JVA Dieburg aufgenommen. Männlich erwachsene Verurteilte mit einer Freiheitsstrafe bis zu 24 Monaten werden aus dem Landgerichtsbezirken Darmstadt, Frankfurt, Hanau, Limburg und Wiesbaden ebenfalls hier aufgenommen, Gefangene aus den Landgerichtsbezirken Fulda, Gießen, Kassel und Marburg mit einer Vollzugsdauer von bis zu neun Monaten.

Vollstreckungsplan

Der Vollstreckungsplan des Landes Hessen differenziert die Zuständigkeit der Anstalten im Weiteren anhand eines Deliktkataloges, der eine Vollstreckung von Freiheitsstrafen über 9 Monaten an Verurteilten wegen groben Gewaltstraftaten und Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung in der JVA Dieburg ausschließt.

Oftmals kommt es nach dem Gespräch mit dem Sozialarbeiter oder dem Mitarbeiter der Geschäftsstelle zur Zahlung der abzuleistenden Geldstrafe und damit zur Auslösung und Entlassung des Gefangenen.

Geschichte

Dieburg ist eine landschaftlich reizvoll gelegene südhessische Kleinstadt mit ca. 15.000 Einwohnern unweit von Darmstadt.

Die Justizvollzugsanstalt liegt im Zentrum der Stadt, nur wenige Minuten von der Fußgängerzone entfernt. Vis à vis die Gnadenkapelle, eine bekannte Wallfahrtskirche mit über tausendjähriger Baugeschichte. Noch heute finden dort regelmäßig Wallfahrten statt.

Das derzeitige Verwaltungsgebäude der JVA wurde in früheren Jahrhunderten vom Orden der Kapuziner als Kloster genutzt. Bis zum Jahr 1822 diente das Bauwerk diesem Zweck. Heute befinden sich darin Büros, die Kammer und eine Gefängniskirche.

Bereits lange bevor die JVA Dieburg zur Haftanstalt für männliche Gefangene wurde, hat man sie 1830 zu einer Arreststätte umfunktioniert, in der zu Beginn nur Forstfrevler untergebracht waren, danach aber auch, mit dem Ziel der Besserung, Landstreicher, Bettler, Obdachlose, Trinker und Spieler. Aus Kostengründen wurden die Gefangenen damals zeitweise übers Wochenende nach Hause beurlaubt. Mit steigender Gefangenenzahl wurde 1892 eine bauliche Erweiterung, das sogenannte „Arbeitshaus" erforderlich. Dieses war bis 1931 in Betrieb. Danach wurden die Räume für den Reichsarbeitsdienst und verschiedene Firmen benutzt.

1937/38 wurde es für 500 Gefangene ausgebaut und nannte sich Gefangenenlager Rodgau-Dieburg (Stammlager I). Die Insassen waren überwiegend bei Außenarbeitseinsätzen beschäftigt, z.B. bei Bauarbeiten im Rahmen eines Meliorationsprogrammes, bei dem die Abwässer der Stadt Frankfurt in der Landwirtschaft verwertet werden sollten, bei der Reichsbahn und in der Rüstungsindustrie.
Das Stammlager II befand sich damals bei Niederroden. Das Lager III entstand in Eich bei Worms und war ausschließlich für polnische Gefangene zuständig.
Der Sitz des Gefangenenlagers Rodgau, des Lagervorstandes und der zentralen Lagerverwaltung war aber Dieburg. Das Lager wurde als „besondere Vollzugsanstalt“ geführt, d.h. dass dort Zuchthaus, Strafgefängnis, Untersuchungsgefängnis, Sicherungsverwahrung und Arbeitshäuser zusammengefasst waren.

In den Jahren 1940-1942 wurden "Kriegstäter" nach Dieburg überstellt. Diese Gefangenen waren von NS-Gerichten zu Gefängnis- oder Zuchtstrafen verurteilt und in Haft genommen.
1942 waren ca. 2600 männliche Gefangene in den Lagern Rodgau untergebracht. Weibliche Gefangene waren in Offenbach einquartiert, welches ebenfalls Dieburg zugeordnet war. Sie verrichteten Zwangsarbeit, überwiegend war dies die Herstellung von Munition.

Die Gefangenen waren wegen der unterschiedlichsten Delikte inhaftiert. Unter anderem befanden sich auch Mitglieder des Widerstandes darunter, wie z.B. Fritz Erler oder ausländische Angehörige von Widerstandsbewegungen, z.B. aus den Niederlanden und Kriegsgegner aus unterschiedlichen Motiven.
1945 wurde das Lager von den Amerikanern aufgelöst und zahlreiche Gefangene entlassen.

Gleich nach dem Zweiten Weltkrieg war sich die Strafvollzugsbehörde bewusst, dass der bauliche Zustand und die Bauverhältnisse der Dieburger Anstalt sich mit einem modernen Erziehungsstrafvollzug nicht vereinbaren ließen.

Es wurden zwei neue Zellengebäude errichtet, das erste am 14.09.1962 in Betrieb genommen, das zweite am 1.10.1964. Die 1892 errichteten Gebäude wurden abgerissen. Auf dem Anstaltsgelände wurden in einem bestimmten Zeitabstand noch zwei Werkgebäude errichtet, auch erhielt die Anstalt ein Freigängerhaus.

2006 wurde die Anstalt umfangreich renoviert und saniert, Elektro- und Wasserleitungen in den Hafthäusern erneuert; aufgrund der verschärften Brandschutzbestimmungen gab es neue Haftraumtüren und infolge dieser Arbeiten eine Grundrenovierung der gesamten Anstalt. Auch das Gefangenenbad, der Mehrzweckraum und das Krankenrevier wurden renoviert; auf den Stationen wurden insgesamt fünf Teeküchen sowie zum Teil Stationsduschen eingerichtet.

2009 und 2010 besuchte ein jetzt 90 jähriger Däne die Anstalt, der 1941 / 42 als Zwangsarbeiter hier inhaftiert war. In vielen Gesprächen, auch vor einer Schulklasse eines Dieburger Gymnasiums, konnte er als sogenannter Zeitzeuge über sein Schicksal sprechen.
Er hat der JVA eine großzügige Spende über 6000 Euro vermacht, der Betrag sollte den Gefangenen zugute kommen. Wunschgemäß wurde die Spende für die Renovierung der Gefangenenbibliothek und Neuanschaffungen von Büchern, für die Aufstockung des Weihnachtsessens und für Entlassungsbeihilfen, Anschaffung von Reisetaschen, verwendet.