Dieburg ist eine landschaftlich reizvoll gelegene südhessische Kleinstadt mit ca. 15.000 Einwohnern unweit von Darmstadt.
Die Justizvollzugsanstalt liegt im Zentrum der Stadt, nur wenige Minuten von der Fußgängerzone entfernt. Vis à vis die Gnadenkapelle, eine bekannte Wallfahrtskirche mit über tausendjähriger Baugeschichte. Noch heute finden dort regelmäßig Wallfahrten statt.
Das derzeitige Verwaltungsgebäude der JVA wurde in früheren Jahrhunderten vom Orden der Kapuziner als Kloster genutzt. Bis zum Jahr 1822 diente das Bauwerk diesem Zweck. Heute befinden sich darin Büros, die Kammer und eine Gefängniskirche.
Bereits lange bevor die JVA Dieburg zur Haftanstalt für männliche Gefangene wurde, hat man sie 1830 zu einer Arreststätte umfunktioniert, in der zu Beginn nur Forstfrevler untergebracht waren, danach aber auch, mit dem Ziel der Besserung, Landstreicher, Bettler, Obdachlose, Trinker und Spieler. Aus Kostengründen wurden die Gefangenen damals zeitweise übers Wochenende nach Hause beurlaubt. Mit steigender Gefangenenzahl wurde 1892 eine bauliche Erweiterung, das sogenannte „Arbeitshaus" erforderlich. Dieses war bis 1931 in Betrieb. Danach wurden die Räume für den Reichsarbeitsdienst und verschiedene Firmen benutzt.
1937/38 wurde es für 500 Gefangene ausgebaut und nannte sich Gefangenenlager Rodgau-Dieburg (Stammlager I). Die Insassen waren überwiegend bei Außenarbeitseinsätzen beschäftigt, z.B. bei Bauarbeiten im Rahmen eines Meliorationsprogrammes, bei dem die Abwässer der Stadt Frankfurt in der Landwirtschaft verwertet werden sollten, bei der Reichsbahn und in der Rüstungsindustrie.
Das Stammlager II befand sich damals bei Niederroden. Das Lager III entstand in Eich bei Worms und war ausschließlich für polnische Gefangene zuständig.
Der Sitz des Gefangenenlagers Rodgau, des Lagervorstandes und der zentralen Lagerverwaltung war aber Dieburg. Das Lager wurde als „besondere Vollzugsanstalt“ geführt, d.h. dass dort Zuchthaus, Strafgefängnis, Untersuchungsgefängnis, Sicherungsverwahrung und Arbeitshäuser zusammengefasst waren.
In den Jahren 1940-1942 wurden "Kriegstäter" nach Dieburg überstellt. Diese Gefangenen waren von NS-Gerichten zu Gefängnis- oder Zuchtstrafen verurteilt und in Haft genommen.
1942 waren ca. 2600 männliche Gefangene in den Lagern Rodgau untergebracht. Weibliche Gefangene waren in Offenbach einquartiert, welches ebenfalls Dieburg zugeordnet war. Sie verrichteten Zwangsarbeit, überwiegend war dies die Herstellung von Munition.
Die Gefangenen waren wegen der unterschiedlichsten Delikte inhaftiert. Unter anderem befanden sich auch Mitglieder des Widerstandes darunter, wie z.B. Fritz Erler oder ausländische Angehörige von Widerstandsbewegungen, z.B. aus den Niederlanden und Kriegsgegner aus unterschiedlichen Motiven.
1945 wurde das Lager von den Amerikanern aufgelöst und zahlreiche Gefangene entlassen.